Cihan Aygül
Wie können wir das Wir-Gefühl als Stadtgemeinschaft weiter stärken? Wie können wir dafür Sorge tragen, dass Menschen jeder sozialen Herkunft und aus jedem Stadtteil als Teil dieser Stadt repräsentiert werden? Diese Themen treiben mich seit langer Zeit um. Meine politische Einstellung bildete sich in der Oberstufe, meine politische Heimat fand ich in der SPD. Das war im Jahr 2011. Als Juso übernahm ich verschiedene Funktionen und war im Ortsverein Wixhausen aktives Mitglied. Jetzt will ich meine Überlegungen und Ideen auch auf städtischer Ebene einbringen. Die Zeit ist für uns alle reif, sich aktiv in das Stadtgeschehen einzubringen. Ich mache das in der SPD, weil ich zu Vielfalt und sozialer Gerechtigkeit stehe.
Aufgewachsen bin ich im beschaulichen Wixhausen, mein Abitur machte ich an der Eleonorenschule in Darmstadt und mein Studium absolvierte ich in Wiesbaden. Hessen wollte ich nie verlassen, noch weniger Darmstadt. Deshalb pendelte ich lieber jeden Tag zum Studieren nach Wiesbaden, als aus Darmstadt wegzuziehen. Als ich dann 2018 mit meiner Familie von Wixhausen ins Martinsviertel zog, wurde mir deutlich vor Augen geführt, wie unterschiedlich zwei Orte in ein und derselben Stadt sein können. Seit der Eingemeindung im Jahr 1977 schien in Wixhausen die Zeit größtenteils stehengeblieben zu sein, wohingegen sich Darmstadt offenbar stetig weiterentwickelte. Das fängt bei der verfügbaren Internetgeschwindigkeit an und geht weiter mit Arztpraxen, Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr. Die Liste ist lang.
Vor allem aber ist mir mit meinem Umzug aufgefallen, wie die Themen Stadt- bzw. Quartiersentwicklung und Wohnraumerschließung die soziale Gerechtigkeit unmittelbar beeinflussen. Stadtentwicklung muss meiner Meinung nach gerecht sein. Jede*r Stadtbewohner*in muss frei entscheiden dürfen, in welchem Stadtteil sie oder er wohnen mag – völlig unabhängig vom Einkommen oder der eigenen Identität. In Darmstadt sind wir davon weit entfernt.
Wir benötigen eine Strategie für mehr Vielfalt in unseren Stadtvierteln. Ich für meinen Teil habe eine genaue Vorstellung davon, wie eine solche Strategie aussehen könnte und wäre glücklich, meine Ideen einbringen zu können.
Die Strategie beginnt mit dem demokratischen Grundkonsens: Darmstadt gehört uns, den Bürger*innen dieser Stadt! Ich bin Immobilienmanager und die Auseinandersetzung damit ist für mich täglich Brot. Klar sind Investoren Innovationstreiber. Wichtig ist für mich aber, dass wir Investitionen dergestalt umsetzen, dass sie in erster Linie dem Allgemeinwohl dienen und soziale Gerechtigkeit sichern.
Zweitens müssen Entwicklungspotenziale früh identifiziert und umgesetzt werden, damit es in keinem Ortsteil in Darmstadt zu Einbußen in der Lebensqualität kommt. Leider führen so manche politische Entscheidungen der Stadtpolitik zur sozialen Spaltung zwischen Stadt und Land. Amtsträger*innen, die in Stadtvierteln mit guter Infrastruktur wohnen, scheinen oft zu vergessen oder nicht zu sehen, dass extreme Ungleichheiten innerhalb der Stadt nur 15 Autominuten entfernt herrschen. Und drittens benötigen wir mehr Transparenz, was die Entwicklung aller Ortsteile betrifft − dazu gehört auch die stärkere Einbindung der Stadtteile mit Ortsbeiräten und der Ortsansässigen in die Entscheidungen, die die Stadtregierung trifft. Denn erst wenn alle Stadtteile miteinbezogen werden, kann ein echtes Wir-Gefühl in Darmstadt entstehen.