Christiane Wessels
Die sozialdemokratische Bildungspolitik der Siebzigerjahre! Zugegeben – das ist lange her. Aber wenn ich mir anschaue, wo ich heute im Beruf und in meinem politischen Engagement stehe, dann sehe ich da einen ganz engen Zusammenhang. Die Entscheidung, eine akademische Laufbahn einzuschlagen, war mir − als Kind aus dem Arbeitermilieu und als Mädchen in einer ländlichen Region in Norddeutschland − bestimmt nicht in die Wiege gelegt. Aber der eigene Spaß am Lernen und mein Wissensdurst trafen auf ein „günstiges“ bildungspolitisches Reformklima zu Beginn der Siebzigerjahre. Und dann waren da die jungen kritischen und emanzipierten Pädagog*innen, die die Potenziale junger Menschen erkannten und förderten. Ihnen habe ich eine ganze Menge zu verdanken. Daher ist es auch kein Zufall, dass mich die Themen Chancengleichheit, Teilhabe an Gesellschaft und Bildung schon sehr lange beschäftigen. Sie sind Teil meiner ganz persönlichen Biografie − ob in meinem Studium der Sozialwissenschaften, in meinem Beruf in der Gleichstellungsarbeit und Erwachsenenbildung und auch in meinem politischen Engagement.
Seit mehr als zwanzig Jahren lebe ich in Darmstadt. Ich nehme Darmstadt als eine Stadt mit hoher Lebensqualität war – eine vielfältige und bunte Stadt. Damit ausgrenzende rassistische Tendenzen auch zukünftig keine Chance in dieser Stadt haben, braucht es noch mehr Orte der Begegnung und des Austauschs.
Die Begegnung, das Kennenlernen und Verstehen bietet die Chance zum Abbau von Vorurteilen, zur gegenseitigen Anerkennung und Wertschätzung und stärkt den Zusammenhalt. Um die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe für alle geht es auch in der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen. Hier engagiere ich mich seit vielen Jahren. Wir sind gut mit anderen frauenpolitisch aktiven Gruppen in Darmstadt vernetzt und setzen uns gemeinsam mit ihnen für die Rechte von Frauen ein, für den Schutz vor Gewalt, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für die gerechte Entlohnung und den Kampf gegen Altersarmut.
Genauso lange wie ich in Darmstadt lebe, bin ich nun auch Mitglied in der SPD. Die Sozialdemokratie ist meine politische Heimat, weil sie eine Partei mit großer Tradition ist, die für soziale Gerechtigkeit und den Gedanken der Solidarität steht. Das sind zeitlose Werte, für die es sich lohnt einzutreten. Der Zugang zu Bildung ist in Deutschland noch immer viel zu stark von der sozialen Herkunft abhängig. Hier gibt es für eine sozialdemokratische Partei weiter viel zu tun.