Jutta Prochaska

Jutta Prochaska

Darmstadt ist meine Heimat. Hier bin ich zu Hause. Besonders wohl fühle ich mich in Arheilgen – seit rund fünf Jahren der Stadtteil meiner Wahl. Urban und trotzdem gleich die Felder rundherum und der Ruthsenbach mitten im Ort, so wohne ich gerne. Arheilgen bietet den Naturausgleich, den ich in der Stadt suche. Für die nachkommende Generation möchte ich diese lebenswerte Umwelt erhalten. Gerade Städte bieten viele Möglichkeiten, eine nachhaltige Gesellschaft zu entwickeln. Dazu passt es auch, dass ich mich ehrenamtlich im Vorstand des BUND Darmstadt engagiere.

Darmstadt als Stadt meiner Träume wird in zehn Jahren eine Stadt sein, in der Kinder und ihre Familien willkommen sind. Unsere Innenstadt wird von attraktiven Einzelhandelsgeschäften geprägt. Darmstadt wird zur Stadt der kurzen Wege. Dazu gehört auch, dass wir regionale Versorgung durch nahe Landwirtschaft aufrechterhalten. Unsere Stadtgesellschaft wird gerecht und sozial sein. Überall gibt es eine gute öffentliche Kinderbetreuung, wohnortnahe Grundschulen, ausreichend Haus- und Fachärzt*innen. Und wo das noch nicht klappt, kümmert sich die öffentliche Verwaltung im Dialog mit den Bürger*innen um Lösungen.

Zur Politik und zur SPD bin ich durch die Hochschulpolitik gekommen. Als Studentin war mir wichtig, mich hochschulpolitisch zu engagieren, um die Zustände an den Universitäten zu verändern. Der Weg in die SPD war da nicht weit. Denn ich habe mich für jene Partei entschieden, die sich damals wie heute für Bildungsgerechtigkeit stark macht.

Etwas, das mich mein Leben lang begleitet, ist die Liebe zur Fotografie. In der Fotografie vereint sich alles: Die Vergangenheit, die wir in der Gegenwart festhalten und die Raum bietet für die Zukunft. Die Kamera ist ein ständiger Begleiter auf den Stationen meines Lebens. Sie begleitet mich auch auf meinen Reisen und hat mir die Augen für neue Perspektiven geöffnet. Sehr prägend waren etwa meine Aufenthalte in Belfast kurz nach Beginn des irischen Friedensprozesses. Dort habe ich hautnah mitbekommen, wie fragil Frieden ist. Wenn dir erzählt wird, dass an der Stelle, wo du gerade stehst, vor ein paar Wochen wieder ein Mensch erschossen wurde, weil er der „falschen“ Seite angehört hatte, lässt dich das nicht kalt. Deshalb bin ich auch eine glühende Verfechterin  der Europäischen Union –  das großartigste Friedensprojekt der Geschichte!

Auch Sport ist ein Teil meines Lebens. Viele Jahre habe ich Rollhockey beim RSC Darmstadt gespielt und neben meinem Studium jahrelang Schwimmkurse gegeben. Besonders in Erinnerung sind mir die Anfängerkurse für Erwachsene geblieben. Ich habe immer bewundert, mit welchem Ehrgeiz sie sich dieser Herausforderung gestellt haben. Da waren der minderjährige Geflüchtete, der gerade dabei war, sich hier eine neue Existenz aufzubauen oder die junge Frau aus Eritrea, die mir sagte, es sei das erste Mal in ihrem Leben, dass sie Sport machen dürfe. Diese Menschen haben mir gezeigt, dass Dinge, die für uns selbstverständlich sind, wie etwa Schwimmen, für andere ein Stück Freiheit bedeuten. Sport ist gesellschaftliche Teilhabe. Sport ist eine elementare Erfahrung sowohl für Kinder als auch für Erwachsene und Bewegung ist essenziell für unsere Gesundheit. Besonders Kinder profitieren von Sport und Bewegung. Die Lebenswelt Sport muss deshalb allen Menschen offenstehen. Deshalb setze ich mich für freien Eintritt für Kinder und Jugendliche in die städtischen Schwimmbäder ein – eine Idee, die aus England stammt. Das ist jetzt umso wichtiger in der Zeit nach Corona, da Kinder und Jugendliche in ihrer Bewegung sehr stark eingeschränkt waren. Es kostet wenig und bringt enorm viel.

Die Coronakrise ist auch ein Brennglas für gesellschaftliche Probleme. Sie macht deutlich, dass Kinder und Jugendliche und ihre Familien in Deutschlands Politik einen zu geringen Stellenwert haben. Das muss sich ändern. Es muss sich vor allem schnell ändern. Aus diesem Grund habe ich im Frühjahr 2020 die bundesweite Initiative „Familien in der Krise“ mitgegründet, die sich für Familien in der Krise einsetzt. Mittlerweile sind wir als „Initiative Familien e.V.“ ein ordentlich verfasster Verein. Und genau so verstehe ich Politik: Politik findet nicht nur in Parlamenten statt, sondern in unserem täglichen Leben. Und manchmal ist mir der parlamentarische Weg einfach zu langsam. Dann gehe ich eben auf die Straße. Der Druck für Veränderungen muss von uns, von der Zivilgesellschaft, kommen. Das lebe ich. Dafür stehe ich.

„Politik findet nicht nur in
Parlamenten statt, sondern in
unserem täglichen Leben.“