Rodan Zeybek

Rodan Zeybek

Ich bin als erstes von drei Kindern in Darmstadt geboren. Unsere Großeltern kamen in den Sechzigerjahren als Gastarbeiter*innen nach Deutschland und sind kurdischer Herkunft. Aufgewachsen sind wir in Bessungen, dem schönsten Stadtteil Darmstadts, wie ich finde. Hier haben meine Eltern vor über 25 Jahren ihre neue Heimat gefunden, die dann kurze Zeit später zu meiner wurde. Ich bin in Bessungen zur Schule gegangen und habe mir schon früh einen engen Freundeskreis in Darmstadt aufgebaut. Zuhause gab es zwar immer genügend Essen auf dem Tisch, aber es waren eher einfache Verhältnisse, in denen ich großgeworden bin. Ich bin bilingual aufgewachsen. Deutsch ist nach Türkisch meine zweite Muttersprache. In der Schule hatte ich am Anfang häufig Probleme. Margret, eine freundliche, ältere Frau aus der Nachbarschaft hat mir oft geholfen, wenn ich in der Schule nicht vorankam oder es darum ging, zwischen deutschen und kurdischen Eigenarten zu vermitteln. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es ihr und natürlich meiner Familie zu verdanken ist, dass ich mein Abitur machen konnte und heute studieren darf.

Ich studiere dual. Das bedeutet, dass ich im Wechselmodell studiere und arbeite. Mein Arbeitgeber ist ein großes Telekommunikationsunternehmen in Darmstadt. Hier arbeite ich mit vielen Menschen verschiedener Herkunft und Kultur zusammen, mit jungen und älteren, mit solchen, die studiert haben, oder anderen, die gerade eine Ausbildung machen. Es ist die Vielfalt und die Unterschiedlichkeit der Menschen, die ich in meinem Arbeitsalltag mag und für die ich mich als Mitglied der Auszubildendenvertretung in meinem Betrieb einsetze. Diese Vielfalt ist auch das, was ich an Darmstadt so schätze. Hier gilt tatsächlich: „Heiner ist, wer Heiner sein will!“ Margret aus der Nachbarschaft hat Solidarität und Offenheit gegenüber anderen Kulturen gelebt. Sie hat mich akzeptiert, so wie ich eben bin. Hautfarbe, Religion oder Herkunft haben für sie keine Rolle gespielt. Dieses Menschenbild hat mich geprägt und mich in die SPD gebracht.

Triebfeder für mein politisches Engagement war und ist der Klimaschutz. Ich bin seit Jahren bei den Jusos aktiv. Finde aber, dass gerade beim Thema Klima in kurzer Zeit viel schneller etwas bewegt werden kann, wenn man den „Druck von der Straße“ bei Demonstrationen nutzt. Deshalb habe ich vor zwei Jahren gemeinsam mit Darmstädter Schüler*innen angefangen, regelmäßige Demos zu mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu organisieren. Ich will, dass meine Stimme für ein klimaneutrales, weltoffenes und gerechtes Darmstadt gehört wird. Durch die Jusos habe ich aber auch gelernt, dass es wichtig ist, diesen „Druck von der Straße“ ins Parlament zu tragen, um langfristig und dauerhaft etwas in unserer Stadt zu ändern.

Darmstadt hat in den letzten Jahren zwar einiges an Wohlstand angehäuft. Dieser Wohlstand ist aber weit davon entfernt, fair verteilt zu sein. Wenn du nicht genügend Geld verdienst, bist du gezwungen, in abgelegene Wohngegenden zu ziehen. Dorthin, wo die Mieten leistbar sind, es gleichzeitig aber kaum Zugang zu ÖPNV, medizinischer Versorgung und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche gibt. Diese Situation muss sich dringend ändern. Dafür setze ich mich ein.

Wenn wir es zudem noch schaffen, einen anständigen Nachtverkehr in Darmstadt zu realisieren, wie es in jeder anderen modernen Stadt in Europa der Fall ist, dann haben wir für Darmstadt aus meiner Sicht vieles gewonnen. Denn feiern mit Freund*innen will ich nach Corona auch wieder − und nachts nach Hause kommen, ohne aufs Auto angewiesen zu sein, wäre nicht nur entspannter, sondern sicherer und nachhaltiger.

„Heiner ist, wer Heiner sein will.“